Wenn es dunkel wird im Märchenwald …

Wenn es dunkel wird im Märchenwald ...

Erotische Märchen
Lilly Grünberg: Schneewittchen
Astrid Martini: Der Schneekönig
Emilia Jones: Die Schöne und das Biest
Jennifer Schreiner: Der Froschkönig
Kira Maeda: Rotkäppchen und der böse Wolf

180 Seiten (größeres Format)
Plaisir d’Amour, 2009

Leseprobe

  • [Schneewittchen aus der Anthologie »Wenn es dunkel wird im Märchenwald …«]
    Am nächsten Tag hüpfte Schneewittchen ausgelassen wie ein junges Mädchen durch den Wald. Das neue einfache Kleid trug sich sehr angenehm ...

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  • ... Die Zwerge hatten sie zwar gewarnt, sie solle sich lieber nicht zu weit von der Hütte entfernen, damit sie sich nicht verlaufe. Außerdem wüsste man nie, wer noch im Wald unterwegs wäre, auch wenn sie überall Spione hätten, wäre es besser, vorsichtig zu sein. Schneewittchen aber fühlte sich vollkommen sicher. Solange überall Tiere zu beobachten waren und der Wald voll natürlicher Geräusche, drohte ihr bestimmt keine Gefahr. Trotzdem hatte sie ihre Haare zusammengebunden und unter einer Haube versteckt.

    Als sie an einen Bach kam, sah sie hinein. Ihr Spiegelbild war ganz ungewohnt, sie erkannte sich selbst beinahe nicht. Sie erschrak, als sie auf einmal das Schnauben eines Pferdes hörte, direkt hinter ihr und das Pferd den Kopf senkte, um zu trinken. Sie fuhr herum und blickte in die dunklen Augen des Mannes, der auf dem prächtigsten Rappen saß, den sie je gesehen hatte. Der Mann nahm seinen breitkrempigen Hut ab, den eine buschige schwarze Feder zierte und verneigte sich. »Sei gegrüßt schöne Maid. Hast du dein Spiegelbild bewundert? Das kann ich verstehen – du bist wunderschön.« Schneewittchen brachte vor Überraschung und Verlegenheit kein Wort heraus. Der junge Mann war von einer beeindruckenden Attraktivität. Er hatte ein schön geschnittenes Gesicht, sinnlich geschwungene Lippen, war muskulös und wirkte sehr elegant in seiner schwarzen Kleidung. Seine Lederhose steckte in hohen schwarzen Lederstiefeln. Unter Jacke und Umhang trug er ein weißes Hemd mit wertvollen Rüschen. Er musste gewiss ein Edelmann sein.

    »Nun, was ist? Hat es dir die Sprache verschlagen?«, lachte er übermütig. »Was fällt Euch ein mich –« Im letzten Augenblick hielt Schneewittchen inne und senkte den Blick. Sie trug ein einfaches Gewand, deshalb ahnte er bestimmt nicht, wenn er vor sich hatte und das war auch besser so. Wer weiß, wer er war. Vielleicht schickte ihn die Königin. »Verzeiht«, murmelte sie. »Aber Ihr habt mich erschreckt.« Sie streckte die Hand nach dem Kopf des Pferdes aus, das inzwischen genug getrunken hatte. Es schnupperte und blies ihr aus seinen Nüstern warmen Atem gegen ihre Handfläche. Schneewittchen streichelte es vorsichtig. Seine Nase war weich wie Samt.

    »Du bist sehr schön«, erwiderte der Reiter. »Und darüber hinaus musst du etwas ganz Besonderes sein.« »Wie kommt Ihr darauf?« Schneewittchen fühlte ein ihr unbekanntes Prickeln, das bei den Haarwurzeln begann und langsam von oben nach unten ihren Körper überflutete. Ihr wurde dabei ganz warm. »Mein Rappe lässt sich normalerweise nicht von Fremden anfassen. Er vertraut dir.«

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